1925 - 2010
In der Geschichte der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung gibt es Persönlichkeiten, deren Einfluss weit über ihre offizielle Rolle hinausreicht. Benjamin L. Hooks, oft einfach Ben Hooks genannt, war eine solche Figur. Als Anwalt, ordinierter Baptistenprediger und Bürgerrechtler spielte er eine entscheidende Rolle im Kampf für die Gleichberechtigung.
Ein Wegbereiter aus Memphis
Benjamin Lawson Hooks wurde am 31. Januar 1925 in Memphis, Tennessee, geboren. Nachdem er im Zweiten Weltkrieg als Infanterist in Italien gedient hatte, studierte er Jura an der DePaul University in Chicago. Ende 1948 stand er an einem Scheideweg: Angesichts der drohenden Unruhen im Süden verließ er sein Studium, um sich der wachsenden Bürgerrechtsbewegung in seiner Heimatstadt anzuschließen.
Sein Engagement trug schnell Früchte. Hooks wurde der erste afroamerikanische Strafrichter in Tennessee. Doch seine Arbeit beschränkte sich nicht nur auf die Gerichtssäle. Er engagierte sich intensiv in der Southern Christian Leadership Conference (SCLC) und stieg schließlich zur Spitze einer der wichtigsten Bürgerrechtsorganisationen der USA auf: Von 1977 bis 1992 war er Vorsitzender der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP).
Sein Einfluss reichte bis in die höchsten politischen Kreise. 1972 ernannte Präsident Richard Nixon ihn zum Mitglied der Federal Communications Commission (FCC). Hooks war der erste Afroamerikaner in diesem Amt – ein Meilenstein, der sein unermüdliches Eintreten für die Gleichberechtigung verdeutlichte.
Hooks lernte Mahalia Jackson in seinen frühen Jahren als Prediger kennen. Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine tiefe Freundschaft. Er bewunderte ihre angeborene Intelligenz und ihren scharfsinnigen Humor. Hooks war überzeugt, dass der moralische Einfluss von Martin Luther King Jr. die letzten Jahre von Mahalia Jacksons Leben entscheidend geprägt hatte. Sie selbst hatte eine tiefe Verehrung für King. Hooks erinnerte sich an einen besonderen Moment beim berühmten Marsch auf Washington, als sie King ins Ohr flüsterte: „Martin, erzähle ihnen von deinem Traum.“
Hooks schätzte Jackson auch für ihre unerschütterliche Überzeugung, ausschliesslich Gospel-Musik zu singen. Er beschrieb ihre Hingabe an ihre Gemeinde als fast übermenschlich. Er fragte sich oft, was aus ihr geworden wäre, wenn sie eine formelle Gesangsausbildung erhalten hätte, schloss aber, dass dies ihren einzigartigen Stil möglicherweise zerstört hätte. Die beiden besprachen auch Jacksons Pläne für einen Gospel-Tempel, ein Herzensprojekt, das ihre wahre Liebe zur evangelischen Arbeit unterstrich.
Nach der Ermordung von Martin Luther King Jr. im Jahr 1968 wurde Mahalia Jackson das Gesicht der Fast-Food-Kette “Mahalia Jackson Chicken Systems“ mit Hauptsitz in Memphis. Hooks übernahm die Leitung des Unternehmens als Präsident. Sein Ziel war es, schwarzen Unternehmern eine Chance zu geben. Die Franchise-Unternehmen wurden ausschliesslich an schwarze Investoren vergeben, was in der schwarzen Presse als beispielhafte Förderung des Unternehmertums gelobt wurde.
Trotz dieser vielversprechenden Ansätze scheiterte das Unternehmen. Schwache Marktbedingungen, überhöhte Produktionsanforderungen und Finanzierungsprobleme führten zum Zusammenbruch. Ein detail, das die Integrität von Hooks unterstreicht: Er nahm Jackson keinen Cent ab und unterstützte sie stattdessen finanziell, als das Unternehmen scheiterte.
Für sein Lebenswerk erhielt Hooks zahlreiche Ehrungen. 1986 wurde ihm die Spingarn Medal der NAACP verliehen, und 2007 überreichte Präsident George W. Bush ihm die Presidential Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung der Vereinigten Staaten. Benjamin L. Hooks starb am 15. April 2010 in seiner Heimatstadt Memphis. Sein Leben ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie ein einzelner Mann durch Mut, Überzeugung und unermüdlichen Einsatz das Gesicht einer Nation verändern kann.