St. Louis Blues 1958

Eine seltene musikalische Begegnung

Eine seltene musikalische Begegnung

Die bemerkenswerteste direkte Verbindung zwischen Mahalia Jackson und W.C. Handy manifestierte sich im Film "St. Louis Blues" aus dem Jahr 1958. Diese musikalische Filmbiografie, lose basierend auf Handys Leben, wurde kurz nach seinem Tod veröffentlicht.

Mahalia Jacksons einzigartige Rolle

Mahalia Jackson, bekannt als die "Königin des Gospel", übernahm in "St. Louis Blues" ihre erste Filmrolle. Dies war ein bemerkenswerter Auftritt, da sie in ihrer Karriere strikt darauf bestand, nur Gospelmusik zu singen und sich weigerte, Blues oder Jazz aufzuführen. Ihre Beteiligung an diesem Film ist ein Testament für die Wertschätzung, die sie W.C. Handy und seinem musikalischen Erbe entgegenbrachte.

Jackson spielte die Rolle der Bessie May, die auch als Missionarin beschrieben wurde und ein Mitglied des Kirchenchors von Reverend Charles Handy, W.C. Handys strengem Vater, war. Im Film repräsentierte Bessie May die tiefe Verwurzelung der afroamerikanischen Musik in der Kirche und die Spannung zwischen spiritueller und weltlicher Musik, die Handys Leben prägte. Obwohl der Film sich auf den Blues konzentrierte, nutzte Mahalia Jackson die Gelegenheit, eine unübertroffene Gospeldarbietung zu präsentieren. Sie sang die Lieder "Noah Heist the Window" und "He That Sows in Tears". Obwohl der Film "St. Louis Blues" hieß, betonte Mahalia ausdrücklich: "Sagt nicht, ich singe den Blues! Ich bin eine Missionarin." Diese Haltung spiegelte ihre Philosophie wider, dass Blues Verzweiflung ausdrückt, während Gospel Hoffnung und Trost spendet.

Die Dreharbeiten zu "St. Louis Blues" waren für Mahalia Jackson weniger angenehm als andere Filmerfahrungen, aber sie räumte ein, dass der Film ihrem Leben "eine neue Dimension hinzugefügt", wenn auch zu "wertvollen Kosten". Ihre Teilnahme war ein Höhepunkt ihrer populären Aktivitäten in den 1950er Jahren.

Mahalias Auftritt im Film

Prominente Besetzung und Handlung des Films

Unter der Regie von Allen Reisner versammelte "St. Louis Blues" eine beeindruckende Besetzung weiterer afroamerikanischer Musiklegenden:

Nat "King" Cole als W.C. Handy (seine einzige Hauptrolle in einem Film)
Mahalia Jackson als Bessie May
Eartha Kitt als Gogo Germaine
Cab Calloway als Blade
Ella Fitzgerald in einem Cameo-Auftritt
Pearl Bailey als Tante Hagar
Ruby Dee als Elizabeth
Billy Preston als junger W.C. Handy (in seiner ersten Filmrolle)

Der Film erzählt die Geschichte von W.C. Handy, der in Memphis aufwächst und seine Leidenschaft für den Blues gegen den Widerstand seines Vaters, eines Predigers, verfolgt. Er thematisiert seinen Aufstieg als Komponist und die Herausforderungen, denen er sich gegenübersieht, bis hin zu seiner späteren Erblindung. Der Film endet mit einer Versöhnung der Familie, als Handys Musik in New York von einem Symphonieorchester aufgeführt wird. Der Soundtrack war eine Hommage an Handys Werk, mit über zehn seiner zeitlosen Lieder.

Obwohl "St. Louis Blues" nicht immer als historisch akkurat gilt, bleibt er ein wichtiges Zeitdokument der amerikanischen Musikgeschichte und bietet eine einzigartige Gelegenheit, viele der größten afroamerikanischen Musiker der Ära gemeinsam auf der Leinwand zu erleben. Mahalia Jacksons Auftritt ist dabei ein besonderer Glanzpunkt und unterstreicht die tiefe spirituelle Dimension, die oft auch im Blues zu finden ist. Es ist wichtig, diesen Film von einem früheren, wiederentdeckten Kurzfilm aus den 1920er Jahren zu unterscheiden, in dem die Blues-Sängerin Bessie Smith auftrat.

Diese Ereignisse in Memphis und die filmische Würdigung in "St. Louis Blues" verweben die Geschichten von W.C. Handy und Mahalia Jackson auf einzigartige Weise und zeigen, wie ihr Vermächtnis weiterhin die amerikanische Musiklandschaft prägt.

Mahalia Jackson und W.C. Handy in Memphis

Memphis, Tennessee, war im Jahr 1958 Schauplatz eines bedeutenden Ereignisses in der amerikanischen Musikgeschichte, als Mahalia Jackson an einem Tribut für den verstorbenen W.C. Handy, den "Vater des Blues", teilnahm. Diese Ereignisse beleuchten die komplexe, aber tief verwurzelte Beziehung zwischen Gospel und Blues und würdigen das Erbe zweier musikalischer Ikonen.

Mahalia Jackson in Memphis - Ein Tribut an eine Legende 1958
Am 30. August 1958 traf Mahalia Jackson, begleitet von ihrer Sekretärin Elizabeth (”Butch“) Thornton, am Central Station in Memphis, Tennessee, ein. Sie war gekommen, um am "Blues of Glory“ Tribut für den kürzlich verstorbenen William Christopher "W.C." Handy im Crump Stadium teilzunehmen. Handys Tod am 28. März 1958 hatte eine tiefe Lücke in der Musikwelt hinterlassen, und Mahalia Jacksons Anwesenheit unterstrich die Bedeutung seines Vermächtnisses.

Die Einweihung der W.C. Handy Statue 1960
Knapp zwei Jahre später, am 1. Mai 1960, kehrte Mahalia Jackson nach Memphis zurück, um an einem weiteren denkwürdigen Ereignis teilzunehmen: der Einweihung der Statue von W.C. Handy im Handy Park an der Beale Street. Bilder dieser Feier zeigen Jackson zwischen der Statue und dem Zeremonienmeister George W. Lee, wie sie das geliebte Spiritual "Just a Closer Walk With Thee" darbot. Es schien, als würde die Statue W.C. Handys der berührenden Stimme der bekanntesten Gospelsängerin der Welt lauschen – ein kraftvolles Symbol für die Verbindung, die diese beiden musikalischen Giganten teilten.

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30. August 1958, Memphis TN. Ankunft Central Station, zusammen mit ihrer Sekretärin Elizabeth “Butch“ Thornton (links). Mahalia ist der Stargast beim “Blues of Gloria“ Tribute für den verstorbenen W.C. Handy im Crump Stadium.

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1. Mai 1960, Memphis TN. Einweihung der Statue von W.C. Handy im „Handy Park“ an der Beale Street. Zwischen Mahalia und der Statue steht George W. Lee, der Leiter der Zeremonien.

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W.C. Handy: Der "Vater des Blues"

William Christopher "W.C." Handy (1873-1958) war eine transformative Figur in der amerikanischen Musik. Geboren in Florence, Alabama, als Sohn freigelassener Sklaven, fand Handy seine musikalischen Wurzeln in der Kirchenmusik. Trotz anfänglichen Widerstands seiner Familie und der Kirche erlernte er verschiedene Instrumente, darunter das Kornett. Seine Reisen durch den Mittleren Westen und seine Begegnungen mit afroamerikanischer Folkmusik prägten seinen Stil.

Handy war ein ausgebildeter Musiker, der entscheidend dazu beitrug, den Blues zu popularisieren, indem er diese zuvor oft mündlich überlieferte Musikform notierte und einem breiteren Publikum zugänglich machte. 1909 ließ er sich in Memphis nieder, wo er eine Band gründete, die auf der berühmten Beale Street auftrat und einige seiner bekanntesten Stücke schrieb. 1917 zog er nach New York City, um bessere Arbeitsbedingungen zu finden.

Zu seinen bemerkenswertesten Erfolgen gehörte die erste Aufführung von Blues in der Carnegie Hall im Jahr 1928. Ein Jahr später wurde sein "St. Louis Blues" zur Grundlage eines gleichnamigen Hollywood-Films. Handy schrieb und veröffentlichte weiterhin Musik, verfasste fünf Bücher über den Blues, schwarze Volksmusik und frühe afroamerikanische Komponisten. Trotz seiner Erblindung im Jahr 1943 blieb sein Einfluss immens. Über 25.000 Menschen nahmen an seiner Beisetzung in Harlem teil. Er wurde 1983 in die “Nashville Songwriters Hall of Fame“ aufgenommen, und das jährliche W. C. Handy Music Festival in seiner Heimatstadt Florence sowie der renommierte “Handy Award“ ehren sein Vermächtnis.

Zu Handys bekanntesten Werken zählen:

"The Memphis Blues" (1909/1912)
"St. Louis Blues" (1912/1914)
"Yellow Dog Blues" (1912)
"Beale Street Blues" (1916)

Seine Autobiografie, 1941 unter dem Titel "Father of the Blues: An Autobiography" veröffentlicht, festigte seinen Ruf als Schlüsselfigur, die den Blues von einer regionalen Nischenform zu weltweiter Anerkennung führte.

©Thilo Plaesser