Eine Institution der afroamerikanischen Gemeinschaft in Chicago
Die Bud Billiken Parade ist weit mehr als nur ein Festzug; sie ist ein lebendiges Zeugnis der Geschichte und des kulturellen Erbes der afroamerikanischen Gemeinschaft in Chicago. Als die älteste afroamerikanische Parade des Landes zieht sie jährlich Millionen von Zuschauern an und ist ein Symbol für Zusammenhalt, Freude und Stolz.
Die Geschichte der Bud Billiken Parade beginnt im Jahr 1921 mit der Gründung des Bud Billiken Clubs auf den "Young Folks"-Seiten des Chicago Defender. Der Gründer des Defender, Robert Abbott, und der leitende Redakteur Ludlow Harper ins Leben gerufen, diente der Bud Billiken Club als soziales Netzwerk für schwarze Jugendliche in Chicago. Der Defender bewarb ihn enthusiastisch als "die größte Kinderorganisation der Welt", was seinen wachsenden Einfluss verdeutlichte.
Der immense Erfolg des Clubs ermutigte Abbott, 1929 einen besonderen "Bud Billiken Tag" zu veranstalten. Dieser Tag mündete in einer feierlichen Parade, die ihren Höhepunkt in einem ausgelassenen Picknick im Washington Park fand – eine Tradition, die bis heute fortbesteht.
Jedes Jahr am zweiten Samstag im August verwandelt sich Chicago in eine Bühne für die Bud Billiken Parade. Sie ist ein farbenfrohes Spektakel aus Musik, Tanz und Gemeinschaft, das Generationen verbindet und die reiche Kultur der afroamerikanischen Bevölkerung feiert. Im Laufe der Jahre hat die Parade zahlreiche prominente Persönlichkeiten angezogen.
Ein besonders denkwürdiger Moment war der Sommer 1955, als am 6. August die "Gospelsensation Mahalia Jackson" als Hauptperson an der sechsundzwanzigsten jährlichen Bud Billiken Parade und dem Picknick teilnahm.
Sie teilte die Ehre mit Größen wie dem Boxweltmeister Joe Louis, Senator Everett Dirksen, Vizegouverneur John Chapman, Walter Reuther und dem Leichtathleten Jesse Owens. Sogar Chicagos Bürgermeister Richard J. Daley war anwesend und zeigte seine Wertschätzung für Jackson, indem er sich nach ihrem Wohlergehen erkundigte und seine Hilfe anbot. Ihr Auftritt 1955 wurde von noch größerem Applaus und jubelnden Zuschauern begleitet, was ihre immense Popularität unterstreicht.
Besonders prägend für die Bud Billiken Parade war stets die starke Präsenz von Gospelgesang. Dieses große kulturelle Ereignis spiegelte die enorme Popularität dieser Musik in Chicago zu jener Zeit wider. Das Format der "Song-Battles" am Billiken Day trug maßgeblich dazu bei, Gospel zu einer mobilen und leicht konsumierbaren Musikpraxis zu machen. Dabei fungierte das Publikum nicht nur als Zuschauer, sondern aktiv als "Richter", was die interaktive und mitreißende Natur dieser musikalischen Darbietungen noch verstärkte.
Bereits 1949 plante der Verein zum zwanzigjährigen Jubiläum der Parade und des Picknicks die größte Veranstaltung aller Zeiten, mit "20 verschiedenen Events, die alle gleichzeitig stattfinden sollten". Dies verdeutlicht den Ehrgeiz und das Engagement, mit dem die Bud Billiken Parade zu einem Eckpfeiler der Gemeinschaft geformt wurde.
Die Bud Billiken Parade ist mehr als nur eine Tradition; sie ist ein lebendiges Denkmal für die Widerstandsfähigkeit, den Gemeinschaftssinn und die kulturelle Vielfalt Chicagos afroamerikanischer Bevölkerung. Sie bleibt ein leuchtendes Beispiel dafür, wie eine Idee, die in den Seiten einer Zeitung geboren wurde, zu einem nationalen Phänomen werden konnte, das bis heute inspiriert und verbindet.
©Thilo Plaesser